Lukas Scholz, Synthia Handschick, Philipp Spieck, Jens Woltering, Benedikt Görges, Dominik Klippert (v.l.n.r.)

Kieler Start-up Spotlight: Mit Screenable zu echter Interaktion

Persönliche Kontakte werden zunehmend seltener und klassische Werbemaßnahmen sind oft nicht mehr ausreichend. Also wie gelingt es Unternehmen heutzutage noch echte Aufmerksamkeit bei Ihrer Zielgruppe zu erzeugen? Das Kieler Start-up Screenable hat die Lösung.

Gegründet von zwei erfahrenen Medienproduzenten aus Kiel, Jens Woltering und Philipp Spieck, entwickelt Screenable digitale Spiele, die direkt vor Ort eingesetzt werden – etwa bei Recruiting-Veranstaltungen, Messeauftritten oder Promotionaktionen im Handel. Der Clou: Die sogenannte Live-Gamification bringt nicht nur Bewegung und Spaß ins Spiel, sondern verwandelt passive Besucher*innen in aktive Teilnehmer*innen.

Das Ziel ist klar: Aufmerksamkeit schaffen, Interaktion fördern und gleichzeitig valide Daten darüber gewinnen, wie erfolgreich eine Maßnahme tatsächlich war. Denn anders als bei vielen herkömmlichen Offline-Aktivitäten liefert Screenable detaillierte Interaktionsdaten – und damit einen messbaren Return on Investment (ROI). Das Ergebnis: Ein ganzheitliches Erlebnis, das Marken sichtbar macht und nachhaltig in Erinnerung bleibt.

Eine Menschenschlange vor einer digitalen Promotion-Aktion von Edeka in der Barclays Arena in Hamburg.

Wir haben einmal genauer bei Screenable nachgefragt, wie sie bisher auf ihrem Weg in der Gründungszene in Kiel, sowohl finanziell als auch fachlich, unterstützt wurden und was für sie das Besondere am Kieler Wirtschaftsstandort ist.

Was bietet Euch Kiel als Gründungsstandort für Vorteile?

Kiel bietet uns eine besonders unterstützende Community, kurze Kommunikationswege und einen starken Zusammenhalt der kreativen und lebendigen Start-up-Szene. Zudem haben wir hier viele Unternehmen gefunden, die uns früh ihr Vertrauen geschenkt haben und Screenable aktiv einsetzen.

Ein weiterer wichtiger Faktor sind die Fördermöglichkeiten vor Ort. Wir haben zwar keinen direkten Vergleich zu anderen Standorten, können aber sagen, dass wir mit den verfügbaren Angeboten, der unkomplizierten Beratung und der Unterstützung sehr zufrieden sind.

Seit der Gründung stehen wir regelmäßig im Austausch mit Förderinstitutionen, Berater*innen und Netzwerken. Wir fühlen uns in Kiel hervorragend aufgehoben und wissen, dass wir hier nie allein gelassen werden.

Welche Infrastruktur in Kiel nutzt Ihr für Euer Start-up, welche sind bisher besonders wertvoll?

Seit dem ersten Tag sind wir im Fleet7, wo wir uns sehr wohl fühlen. Wir schätzen jedoch grundsätzlich die Vielfalt der Coworking-Angebote in Kiel – egal ob Fleet7, KITZ, starterkitchen.de oder COBL. Unsere Erfahrung zeigt klar, dass Coworking-Spaces extreme Vorteile bieten: Man nutzt Infrastruktur gemeinsam, lernt voneinander und profitiert von kurzen Wegen und intensivem Austausch.

Besonders wertvoll finden wir, dass in Kiel ein echtes Gemeinschaftsgefühl herrscht und es kein Konkurrenzdenken gibt. Jeder hilft jedem – genau das macht den Standort so besonders.

Welche Art von Unterstützung (finanziell, beratend, etc.) habt ihr bisher auf Eurem Weg von wem erhalten?

Den Schritt vom Uni-Projekt zur Unternehmensgründung ermöglichte uns zunächst das Prototyping-Kit vom Fleet7. Im Kieler Coworking-Space haben unsere Gründer erste Schritte Richtung Geschäftsmodell gemacht und sich intensiv mit Markt und potenziellen Kund*innen beschäftigt.

Anschließend konnten Jens und Philipp sich erfolgreich auf das Gründungsstipendium Schleswig-Holstein bewerben, wodurch ihr Lebensunterhalt für 12 Monate gesichert war. So konnten sie sich voll auf die Weiterentwicklung von Screenable fokussieren – ein entscheidender Meilenstein.

Nach intensiver Überarbeitung und Anpassung des Businessplans gelang es ihnen außerdem, den Seed- und Start-up-Fonds Schleswig-Holstein vom Konzept zu überzeugen und einen Gründerkredit zu erhalten. Zusätzlich wurde Screenable in den Gateway49 Accelerator aufgenommen, wodurch wir Zugang zu wertvollem Mentoring und einem starken Netzwerk in Norddeutschland bekamen.

Darüber hinaus haben wir von der Förderung von digitalen Spielenin Schleswig-Holstein profitiert. Diese hat uns dabei unterstützt, unser Produkt  auf konkrete Use Cases und Kundenbedürfnisse weiterzuentwickeln und trägt dazu bei, die Wettbewerbsfähigkeit der Kreativwirtschaft in der Region nachhaltig zu stärken.

Aktuell sind wir eines von sechs Start-ups, die an dem Programm Kiel.Accelerates von der Kieler Wirtschaftsförderung teilnehmen und von dem wertvollen Wissen der Expert*innen und Mentor*innen profitieren.

Welche Rolle haben Mentor*innen oder lokale Netzwerke bei dem Aufbau Eures Start-ups gespielt?

Wir haben früh gelernt, dass kein Produkt von Anfang an perfekt ist. Daher war der Austausch mit lokalen Netzwerken und Mentor*innen entscheidend für uns. Durch dieses wertvolle Feedback konnten wir unser Produkt kontinuierlich weiterentwickeln und an die realen Bedürfnisse unserer Kund*innen anpassen .

Kurz gesagt: Ohne das lokale Netzwerk und die aktive Unterstützung unserer Mentor*innen wäre unser Weg bis hierher nicht möglich gewesen.

Bootstrapping, Venture Capital, Fördermittel, Darlehen, ... wie seid ihr finanziert und welche Tipps habt Ihr für andere Start-ups auf der Suche nach Kapital?

Aus unserer Sicht ist es entscheidend, frühzeitig Klarheit darüber zu schaffen, welchen Weg man mit seinem Start-Up verfolgt. Venture-Capital-Investoren interessieren sich beispielsweise selten für klassische Agenturmodelle – außer man schafft es, ein skalierbares Produkt in das Geschäftsmodell zu integrieren, welches sich leicht und ohne Abwandlungen vielfach abverkaufen lässt.

Bei Screenable haben wir zunächst gebootstrapped, dann Fördermittel und Darlehen genutzt, um unser Produkt zur Marktreife zu bringen. Parallel konnten wir steigende Einnahmen durch Kundenprojekte generieren. Aktuell führen wir konkrete Gespräche mit einem Investor – hierbei geht es neben Kapital insbesondere um eine strategische Partnerschaft. Unser Investor ist im DOOH-Markt („Digital Out-of-Home“) aktiv und sieht hier starke Synergien mit unserem Produkt.

Deshalb unser Tipp:
Überlegt Euch früh, welchen Weg ihr gehen wollt. VCs legen besonderen Wert auf starke Skalierbarkeit, allerdings steigen hierdurch auch die Entwicklungskosten und der Erfolgsdruck in der Startphase deutlich an. Nicht jede Geschäftsidee muss VC geeignet sein – es gibt auch viele attraktive und förderfähige Modelle, die mit organischem Wachstum und regionalen Fördermitteln funktionieren. 

Was waren Eure größten Herausforderungen auf Eurem Weg bis heute und insbesondere bei der Suche nach externen Finanzmitteln?

Viele Gründer*in starten sehr „hands-on“. Man hat eine Idee im Kopf, die sich perfekt anfühlt. Mit der Zeit kommen dann allerdings auch kritisches Feedback und die Realität des Marktes hinzu. Außerdem nehmen Formalitäten und Papierkram immer mehr Raum ein. Eine große Herausforderung für uns war es, unsere Vision für das Produkt und das überzeugende Wachstumspotenzial nachvollziehbar auf Papier zu bringen. Genau das ist entscheidend, um Stakeholder wie Investoren und Förderinstitutionen zu gewinnen.

Zusätzlich gab es immer wieder Phasen, in denen nicht klar war, wie lange unser Geld noch reicht. Gerade in Zeiten mit knapper Kasse und wenigen Aufträgen mussten wir manchmal schwierige Entscheidungen treffen. Man steht schnell mit dem Rücken zur Wand und verkauft sich vielleicht sogar unter Wert. Diese Momente sind herausfordernd, gleichzeitig aber auch extrem lehrreich.

Was könnt Ihr anderen Gründer*innen als Tipps mit auf den Weg geben?

Wir wollen bewusst Tipps geben, die man nicht überall hört. Diese drei Dinge haben wir selbst gelernt:

Lernt „Nein“ zu sagen:
Konzentriert Eure Zeit nur auf die Aufgaben, die unmittelbar einen Mehrwert bringen.

Bleibt bei einer Idee:
 Macht lieber eine Sache richtig gut, anstatt mehrere Dinge halbherzig.

Sucht Euch Vorbilder und testet schnell:
Geht frühzeitig in den Austausch mit erfahrenen Gründer*innen und Expert*innen – das muss nicht zwingend Eure Branche sein. Nutzt deren Wissen, denn ihr müsst nicht jeden Fehler selbst machen. Diese Gespräche machen Eure Idee klarer und bringen Euch schneller voran. Sucht Euch gezielt eine Challenger Brand, deren Go-to-Market-Strategie ihr übernehmen könnt, und testet diese. Wenn sie nicht funktioniert, passt sie schnell an und testet weiter – solange, bis es klappt.

Welche Unterstützung aus unserem Netzwerk kann Euch dabei helfen noch weiter zu wachsen?

Die beste Unterstützung sind natürlich konkrete Aufträge. 😉 Wenn jemand Lust auf kreative und wirkungsvolle Live-Marketing-Projekte hat – meldet  Euch gerne bei uns! Außerdem freuen wir uns über Kontakte und Zugang zu Netzwerken im Bereich Screens und Digital Out-of-Home.

Sie wollen noch mehr über Screenable erfahren oder können das Start-Up mit Ihrem Netzwerk und Know-how unterstützen?

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