Nur sieben Jahre nach der Unterzeichnung des Kooperationsvertrags zur Planung und Umsetzung des interkommunalen Gewerbegebiets durch die Gemeinde Melsdorf und die Landeshauptstadt Kiel hat sich das ehemals 20 ha große landwirtschaftliche Areal an der westlichen Stadtgrenze von Kiel grundlegend verändert: Mit dem Kauf, der Planung, Investition und dem erfolgreichen Bau haben 15 Unternehmen das Gelände belebt und transformiert.
Durch diese gemeinsame Initiative entstanden 550 neue Arbeitsplätze im Wirtschaftsraum. Etablierte Unternehmen können an diesem neuen Standort ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern und somit zur Stärkung und Einheit der Region beitragen. Die partnerschaftliche Zusammenarbeit auf Augenhöhe, die von allen Beteiligten aktiv gelebt wird, dient als wegweisendes Beispiel für die kooperative Arbeit zwischen benachbarten Gemeinden.
Die Entwicklung unseres gemeinsamen Gewerbegebiets Rotenhof ist wirklich ein Erfolgsmodell. Eine erfolgreiche Zusammenarbeit über Gemeindegrenzen hinaus stärkt die Wettbewerbsfähigkeit einer ganzen Region und liefert einen Schub für die Wirtschaftskraft. Die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Stadt Kiel war von Anfang an auf Augenhöhe und für beide Parteien ein Gewinn.
Interkommunale Gewerbegebiete entstehen durch die Kooperation mehrerer Kommunen, die gemeinschaftlich Gewerbegebiete planen, realisieren und vermarkten. Die interkommunale Zusammenarbeit, besonders zwischen Ballungsräumen und ihren Umlandgemeinden, ist bereits seit langem etabliert. Jedoch existiert ebenso seit langer Zeit ein lokales Konkurrenzdenken in Bezug auf die Abwerbung von Arbeitskräften, Unternehmen sowie einen Verlust der Steuerkraft. Mittlerweile haben jedoch viele Kommunen erkannt, dass gerade diese regionale Kooperation das genaue Gegenteil bewirken und zu einer Win-Win-Situation führen kann. Eine gelungene Kooperation über die Grenzen der Gemeinden hinweg stärkt die Wettbewerbsfähigkeit der gesamten Region und gibt der Wirtschaftskraft einen bedeutenden Impuls. Kosten und Erträge werden dabei gerecht verteilt.
Für nachhaltiges Wachstum benötigt Kiel Gewerbe- und Industrieflächen. Die Entwicklung von Wirtschaftsflächen ist deshalb eine wichtige Aufgabe einer aktiven Wirtschaftsförderung. Für die Landeshauptstadt Kiel wird ein Flächenbedarf von ca. 71,3 ha bis 2030 bzw. 5,94 ha pro Jahr prognostiziert. Dem gegenüber steht ein vermutetes Angebot von 37,7 ha. Daraus ergibt sich ein Fehlbedarf von rund 35 ha bis zum Jahr 2030. Wie kann Kiel seinem Flächenbedarf also innerhalb der eigenen kommunalen Grenzen nachkommen? Der Flächenengpass kann u.a. durch die Nutzung von interkommunalen Flächen mit den Umlandgemeinden ausgeglichen werden.
Bereits vor der Unterzeichnung des Vertrags im Juni 2015 waren die Planungen für das gemeinsame Projekt zwischen der Gemeinde Melsdorf und der Landeshauptstadt Kiel bereits in vollem Gange. Da das Baurecht für das Gelände zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorlag, hat die Gemeinde Melsdorf in Zusammenarbeit mit der zuständigen Amtsverwaltung Achterwehr zunächst die Erstellung eines Bebauungsplans realisiert und die Erschließungsplanung abgeschlossen.
Anschließend wurde ein gemeinsamer Antrag auf Fördermittel beim Land Schleswig-Holstein gestellt, erste Abstimmungen über die Inhalte der Grundstückskaufverträge getroffen, Kalkulationen durchgeführt, Beschlussvorlagen erstellt und verschiedene Kooperationspartner eingebunden. Alle erforderlichen Entscheidungen wurden dabei von den Vertragspartnern gemeinsam getroffen.
Bereits zwei Jahre später begannen die Kooperationspartner*innen mit der Erschließung des Geländes und der anschließenden Vermarktung. Für die Entwicklung des Gebiets stellte das Land Schleswig-Holstein aus dem Infrastrukturförderprogramm (GRW) Mittel in Höhe von 995.037 EUR zur Verfügung, die jedoch aufgrund einer sehr effizienten Erschließung nicht vollständig genutzt wurden.
Die Haupterschließung des Gewerbegebiets wurde direkt an die Kreisstraße K4 geplant und umgesetzt. Das Gebiet wurde aufgrund der sehr hohen konkreten Interessenlage im Vorfeld der Erschließungsplanung dabei so strukturiert, dass Grundstücke von ca. 2.500 m² ebenso angeboten werden konnten wie ein Grundstück mit 40.000 m². Während sich der südliche Teil aufgrund der größeren Grundstückstiefen für größere Grundstücke eignet, wurde der westliche Teil wegen überwiegend geringerer Grundstückstiefen für kleinere Grundstücksflächen konzeptioniert.
Damit wurde ein Angebot an Flächen geschaffen, das sowohl die Bedürfnisse von kleinen und mittleren Unternehmen als auch die von Großunternehmen erfüllt. Nach Abzug der erforderlichen Erschließungsanlagen und Ausgleichsflächen verbleiben etwa 14,5 Hektar Nettobauland zur Nutzung durch die Unternehmen. Durch die räumliche Nähe zur Landeshauptstadt und die Anbindung an den überregionalen Verkehr über die A210 wurden optimale Standortvorteile für die Ansiedlung von Unternehmen in der Gemeinde Melsdorf geschaffen.
Seit 2018 und somit bereits vor Abschluss der Erschließungsarbeiten hat die KiWi die Vermarktung der interkommunalen Wirtschaftsfläche vorgenommen. Die erste Käuferin eines Grundstücks (2018) war eine „Kielerin“. Eine Tochtergesellschaft der Firma Scheidt & Bachmann (System Technik), bis dato in Kiel-Wellsee ansässig, hat sich klar für den Wirtschaftsraum Kiel Region ausgesprochen. Mit einer Investition von knapp sechs Millionen Euro konnte auf einem 9.000 qm² großen Grundstück eine Erweiterung der Flächenkapazitäten von 25% bezogen auf die bis dahin genutzte Bürofläche realisiert werden. Neben dem Platzangebot war die Nähe zur Kieler Universität und zur Fachhochschule ein Entscheidungsgrund: für die Entwicklung von Hard- und Software braucht es kluge Köpfe!
Neben Scheidt & Bachmann haben 14 weitere Unternehmen durch die erfolgreiche Vermarktung der KiWi ihren neuen Platz gefunden. Neun davon sind Kieler Unternehmen, fünf aus dem Kreis Rendsburg-Eckernförde und zwei Unternehmen konnten als Neuansiedlung in der Kiel Region begrüßt werden. Insgesamt sind rund 550 Arbeitsplätze entweder neu entstanden oder in der Region erhalten geblieben.
Der vorhandene Branchenmix ist breit gefächert. Insbesondere die Unternehmen mit einem logistischen Schwerpunkt, wie z.B.
Auch die Vielzahl von Dienstleistungsunternehmen wissen die gute Erreichbarkeit für ihre qualifizierten Mitarbeiter und Kunden über die Autobahn, mit dem Bus oder dem Zug, der unmittelbar am interkommunalen Gewerbegebiet Rotenhof hält, zu schätzen. Ein Bauwerk fällt besonders auf: Die KletterBar Kiel betreibt eine Kletterhalle, dessen prägnanter und rund 16m hoher Kletterturm schon weithin sichtbar ist.
Vor acht Jahren haben sich die Gemeinde Melsdorf und die Landeshauptstadt Kiel zusammengeschlossen, jeder mit eigenen Motiven, aber einem gemeinsamen Ziel und einem kooperativen Geist. Diese Partnerschaft hat dazu geführt, dass neue Arbeitsplätze geschaffen und bestehende erhalten wurden. Unternehmen können am neuen Standort ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern und so zur Stärkung der gesamten Region beitragen. Die gelebte Kooperation auf Augenhöhe ist ein inspirierendes Beispiel für die Zusammenarbeit zwischen benachbarten Gemeinden.