Fabrik der Zukunft
Innovation
17. November 2023
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Fabrik der Zukunft, ja aber…

Prozessoptimierung – Automation – Förderung. Was braucht es, um das eigene Unternehmen fit für die Zukunft zu machen?

Kieler Unternehmer*innen trafen sich am Montag, den 13. November im Hotel Birke, um sich über die Fabrik der Zukunft zu informieren und Möglichkeiten der Umsetzung zu diskutieren. „Fabrik der Zukunft, ja aber…“: Das „Aber“ steht dabei für die vielen Fragezeichen, die Unternehmer*innen mit der Gestaltung ihrer Fabrik der Zukunft verbinden – hinsichtlich des Nutzens, der finanziellen und zeitlichen Ressourcen und der Einbindung und Akzeptanz der Mitarbeiter*innen.

KiWi-Innovationsmanagerin Dr. Barbara Weig formulierte das Ziel der Veranstaltung ganz treffend: Ihr Wunsch sei es, dass das „Ja“ nach dem Event etwas größer werde und das „Aber“ etwas kleiner.

Die industrielle Zukunft in Kiel und Schleswig-Holstein
Dr. Bernd Buchholz, ehemaliger Wirtschaftsminister des Landes S-H begrüßte die Gäste und schätzte die aktuelle Lage der Industrie in Schleswig-Holstein ein: Um ein klimaneutrales Industrieland zu werden, braucht das Land mehr Industrie. Zudem hat die Industrie im Land Nachholbedarf in Sachen Innovation – die private F&E-Intensität liegt in Schleswig-Holstein bei gerade einmal 0,8 Prozent (Kiel: 1,1%, Bund 2,2%).

Digitalisierung und Automation sind nicht nur Themen für Großbetriebe, sondern bieten insbesondere auch für den Mittelstand große Chancen, so Buchholz. Es brauche mehr Mut zur Transformation. Auch wenn Veränderungen schwierig erscheinen und man lieber an Bekanntem festhält, weil es sicherer erscheint, müssen Herausforderungen wie dem Fachkräftemangel mit Neuem, wie z.B. einer Produktivitäts- und Effizienzsteigerung der vorhandenen Ressourcen, begegnet werden.

Die Landeshauptstadt Kiel: Wo ist großes Potenzial, wo Luft nach oben?
Dr. Barbara Weig zeigt in ihrer Einleitung auf, warum das Thema Fabrik der Zukunft so wichtig für die regionale Wirtschaft ist. Wie eine Studie der Prognos AG im Auftrag der KiWi zeigt, besteht großes Potenzial in den Kieler Unternehmen des produzierenden Gewerbes und der industrienahen Dienstleister. Bei Indikatoren wie dem Anteil der Akademiker*innen, den Beschäftigten in wissensintensiven Branchen und bei der Entwicklung der F&E-Ausgaben liegen die Kieler Unternehmen über dem Bundesdurchschnitt. Andererseits gibt es bei der Umsatzkraft der Industriebetriebe, beim Niveau der F&E-Intensität und der Investitionsquote noch Luft nach oben.

Sich mit dem Thema Fabrik der Zukunft zu beschäftigen und die Erkenntnisse für das eigene Unternehmen zu nutzen ist eine Möglichkeit, das Potenzial noch besser zu nutzen und bei den Schwächen aufzuholen. Der vorhandene Fachkräftebedarf der Kieler Unternehmen zeigt sich vor allem in technischen Berufen, ein weiteres Argument dafür, sich mit Prozessoptimierung und Automatisierung zu beschäftigen. Als dritter Punkt wird die Flächenknappheit in der Landeshauptstadt und dem Umland angeführt. Kurzfristig stehen dem Gewerbe kaum neue Flächen zur Verfügung. Auch bei dieser Herausforderung kann die Fabrik der Zukunft mit weniger Flächenverbrauch durch eine effizientere Flächennutzung eine Lösung bieten.

Der Blick von außen: Prozessoptimierung durch Unternehmensberatung
Die Optimierung von Prozessen führt über das Wissen der Mitarbeiter*innen, weiß Marcel Knepper, Gründer und Geschäftsführer der Rotmilan Consulting GmbH. Nur ein kleiner Teil dieses Wissens ist auf einer bewussten Ebene zugänglich. Das unbewusste Wissen jedoch – Erfahrungen, Automatismen, Kompetenzen, Motivationen – gilt es, als Berater*in „anzuzapfen“ und als Grundlage für die Optimierung von Prozessen zu nutzen. Bei langjährigen Mitarbeiter*innen und Entscheidungsträger*innen kommt das Phänomen hinzu, dass die Qualität der Entscheidungen mit zunehmender Erfahrung nachlässt, man wird „betriebsblind“. Zu diesem Zeitpunkt bietet sich ein Blick von außen an – durch eine Beratung oder Erkenntnisse der Wissenschaft. Marcel Knepper zeigt in seinem Vortrag anhand verschiedener Praxisbeispiele, wie oftmals mit wenig Aufwand bereits große Effekte erzielt werden konnten, einzig durch den Blick von außen und den intensiven Austausch mit den Beschäftigten der Unternehmen.

Vier Erfolgsfaktoren für die Automatisierung
Dennis Lenkering, Gründer und Geschäftsführer bei LMZ und Experte für Automatisierung, Robotik und Digitalisierung, stellt in seinem Beitrag die Faktoren vor, die in der Automatisierung zum Erfolg führen. Modulare Systeme verbessern die Auslastung – vor allem in Zeiten, in denen der Markt eine größere Produktindividualisierung verlangt und kleinere Losgrößen produziert werden müssen. Der Aufbau der automatisierten Produktion führt weg von einer produktspezifischen hin zu einer prozessspezifischen Automation. Einzelne Arbeitsschritte werden so produktunabhängig an verschiedenen Stationen bearbeitet. Die Automatisierung muss so ausgelegt sein, dass Mensch, Maschine und Prozesse harmonisch und bestmöglich miteinander funktionieren. Durch die Erhebung und Nutzung von Daten können Energiekosten reduziert, Stillstände vermieden und die Qualität verbessert werden.

Mitarbeiter*innen richtig einbinden – Change Management
Veränderungen im Unternehmen umzusetzen, heißt immer, die Mitarbeiter*innen mitzunehmen, weiß Sebastian Kotulla, Experte für Lean, Technologie und Transformation und Inhaber der Radiko UG. Damit die Mitarbeiter*innen Veränderungen nicht als Bedrohung wahrnehmen – beispielsweise hinsichtlich des eigenen Titels oder der Aufgaben – setzt das ein Verständnis für die Notwenigkeit und die Bedeutung der eigenen Rolle während und nach dem Transformationsprozess voraus. Mitarbeiter*innen, die die Möglichkeit haben, selbst am Veränderungsprozess mitzuwirken und mitzubestimmen, entwickeln meist ein besseres Verständnis und mehr Wertschätzung für die Sache. Die Ursachen für Widerstände müssen erkannt werden, nur so kann frühzeitig gegengesteuert und aufgeklärt werden.

Diskussion in drei „Ja, aber“-Sessions
In den drei „Ja, aber“-Sessions diskutierten die Teilnehmer*innen im Anschluss mit den Expert*innen über die folgenden Themen: (1) Ja, aber was bringt mir das? Diskussion um den Nutzen der Fabrik der Zukunft. (2) Ja, aber mit welchen Ressourcen? Diskussion um Zeit und Geld. (3) Ja, aber wie nehme ich mein Team mit? Diskussion um die Akzeptanz der Transformation.

Die regen Fragen zeigten, wie groß das Interesse an dem Thema ist. Der Nutzen von Prozessoptimierung, Automatisierung und Digitalisierung ist vielfältig. Neben Lösungen für den Fachkräfte- und Flächenbedarf können auf diese Weise Energie und Kosten eingespart werden, der Umsatz gesteigert und die Qualität verbessert werden. Ganz ohne Zeit und Geld ist dieser Transformationsprozess nicht zu bekommen. Allerdings gibt es kleinere und größere Lösungen sowie Fördermittel und zahlreiche Beratungsangebote von privaten Beratern und auch durch die WTSH, die IHK sowie die Förderlotsen der IB.SH. Um den Prozess erfolgreich im eigenen Unternehmen umzusetzen, gilt es das Team frühzeitig mit einzubinden. Denn was selbst mit erarbeitet wurde, erreicht eine höhere Wertschätzung und Akzeptanz.  

Für mehr Informationen, kontaktieren Sie gerne:
Dr. Barbara Weig
Fon: 04 31 / 24 84-136
bweig@kiwi-kiel.de

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