4. Konferenz Bahntechnik: Perspektiven der Bahntechnik in Schleswig-Holstein
04. März 2022 - Green Mobility und Schiene 4.0 – das sind aktuelle Themen, die die Bahntechnik vor neue Perspektiven und Herausforderungen stellen. Wie ist die Bahntechnikbranche in Schleswig-Holstein aufgestellt? Woran forschen Wissenschaftler*innen an Hochschulen und Forschungseinrichtungen im nördlichsten Bundesland? Welche Maßnahmen in Infrastruktur, Rollmaterial und Digitalisierung sind notwendig, um die Klimaziele bis 2030 bzw. 2045 zu erreichen?
Die 4. Konferenz Bahntechnik wurde am 24.2.2022 Corona-konform online durchgeführt. Die knapp 100 Teilnehmer*innen aus Unternehmen, Wissenschaft und öffentlichen Institutionen bekamen fünf Keynote-Vorträge präsentiert, über die in den beiden virtuellen Kaffeepausen in kleineren Diskussionsrunden intensiv diskutiert werden konnte. Veranstaltet wurde die 4. Konferenz Bahntechnik von der Kieler Wirtschaftsförderung (KiWi), dem Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus des Landes Schleswig-Holstein, der IHK zu Kiel, der Fachhochschule Kiel und dem Beirat Bahntechnik Schleswig-Holstein.
Staatssekretär Dr. Thilo Rohlfs (MWVATT) und Knud Hansen, Präsident der IHK zu Kiel, betonen in ihren Grußworten die Lebendigkeit der Bahntechnikbranche in Schleswig-Holstein, die für Wertschöpfung, Arbeitsplätze und Innovationen sorgt. Lobend hoben beide die Arbeit des Beirats hervor. Dennoch ist noch einiges zu tun, um die Bahn pünktlicher, komfortabler und weniger anfällig zu machen. Manche behaupten gar „Die Bahn ist doch von gestern“ – „mit Nichten“ entgegnet Oberbürgermeister Dr. Ulf Kämpfer in seinem Grußwort. Genau dieses Bild vermitteln auch die Referent*innen der diesjährigen Konferenz. Schleswig-Holstein geht neue Wege, ob bei technologieoffenen Ausschreibungen für klimafreundliche Triebwagen (NAH.SH), der Batteriezellen-Forschung (ISIT) oder digitalen Stellwerken (Scheidt & Bachmann System Technik GmbH).
Im ersten Keynote-Vortrag stellen Ruth Niehaus und Jochen Schulz (NAH.SH) die Zukunft des Regionalverkehrs in Schleswig-Holstein vor. Dank neuer Akkutriebwagen von Stadler, wird in Zukunft auch auf Strecken ohne Oberleitung elektrifizierter Verkehr möglich sein. Damit investiert NAH.SH nicht nur in neue Technologien, sondern leistet auch einen Beitrag zur CO2 Einsparung.
Die Folien des Vortrags von Ruth Niehaus und Jochen Schulz finden Sie hier: Elektrisch unterwegs auf Strecken ohne Oberleitung (Dateigröße: 2 MB)
Im zweiten Keynote-Vortrag spricht Dr. Andreas Würsig, Leiter des Geschäftsfeldes „Batteriesysteme FAB-SH" am Fraunhofer-Institut für Siliziumtechnologie (ISIT) in Itzehoe über aktuelle Trends bei Batteriespeicherlösungen für Bahnsysteme. Mit dem Fraunhofer ISIT ist Schleswig-Holstein in der Batteriezellenforschung ganz vorne mit dabei. Dr. Würsig blickt optimistisch in die zukünftige Nutzung von batterieelektrischen Antrieben von Lokomotiven. Der Veröffentlichung der Präsentation wurde bislang noch nicht zugestimmt.
Im dritten Keynote-Vortrag stellt Joachim Bleidiessel die Zukunft der digitalen Stellwerke vor. Das integrierte Bediensystem (iBS) der Scheidt & und Bachmann System Technik GmbH wird den Arbeitsplatz in Stellwerken deutlich attraktiver machen und trägt maßgeblich zur Erneuerung der Infrastruktur in der Digitalen Schiene Deutschland bis 2035 bei.
Die Folien des Vortrags von Joachim Bleidiessel finden Sie hier: Das integrierte Bediensystem Innovation für die Digitale Schiene (Dateigröße: 7 MB)
Im vierten Keynote-Vortrag betont Thomas Zwick von der Wenzel Elektronik GmbH, dass noch viel zu tun ist, um die Bahn in Deutschland attraktiv zu machen und ein Szenario zu erreichen, in dem der schienengebundene Verkehr im Fokus steht. Zur Erreichung dieses schlägt er folgende Punkte vor: Intensivierung des Technologietransfers, Kompetenzaufbau bei digitalen Themen, gezielte Ausbildung von Fachkräften und Anstrengungen der Bahnbetreiber, u.a. durch attraktive Kostenmodelle, mehr Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Komfort die Bahn in die Zukunft zu führen.
Die Folien des Vortrags von Thomas Zwick finden Sie hier: Zukunft Eisenbahn 2040 - Szenarien und ihre Auswirkungen auf Industrie, Technologie, Innovation und Fachkräfteverfügbarkeit (Dateigröße: 250 Kb)
Im fünften Keynote-Vortrag zeigen die Professoren Dr. Monheim und Dr. von Hanxleden (CAU) die schleswig-holsteinischen Potenziale der Bahntechnik in der Wirtschafts- und Wissenschaftslandschaft auf. Innovationen brauchen gemeinsame Anstrengungen von Unternehmen und Wissenschaftler*innen. Sie laden ein, gemeinsam mit dem Schienenverkehr Malente-Lütjenburg e.V. eine Teststrecke von Bad Malente nach Lütjenburg in Betrieb zu nehmen und eine Solartram zu entwickeln.
Die Folien des Vortrags von Prof. Dr. Monheim und Prof. Dr. von Hanxleden finden Sie hier: Wirtschaftliche Reaktivierung von Nebenstrecken
mit differenzierten Fahrzeugkonzepten, Standards und Betriebskonzepten (Dateigröße: 13 MB)
Es ist noch viel zu tun, um die Bahn vom Gestern in die Zukunft zu führen. Die Konferenz stimmt jedoch optimistisch, dass wesentliche Schritte dahin auch maßgeblich durch schleswig-holsteinische Akteur*innen zu erreichen sein werden. Das Potenzial ist da, es ist nur noch nicht ausreichend sichtbar. Daran wird der Beirat Bahntechnik Schleswig-Holstein auch weiterhin arbeiten, so Tim Hildebrandt, Vorsitzender des Beirats.