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1. Kieler Industriekonferenz schafft Diskurs und formuliert Handlungsempfehlungen für die industriepolitische Zukunft Kiels

06.10.2022 - Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Energie, Verteidigung und eine gemeinsame Vision für den Industriestandort Kiel: Erstmals fand am Donnerstag, den 6. Oktober 2022, die Kieler Industriekonferenz statt. Mit dabei waren Unternehmer*innen der Branche, Institutionen, Ministerien, Verbände, Gewerkschaften sowie Hochschulen, um an einem gemeinsamen Ziel zu arbeiten: Die industriepolitischen Bedingungen am Standort zu diskutieren und in die Zukunft zu tragen.

„Die Erste Kieler Industriekonferenz ist ein sehr passender Ansatz, über Visionen für die Industrie zu diskutieren – gerade in der aktuellen Zeit von vielen Herausforderungen“, sagte Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen. „Außerdem bietet die Konferenz auch die Möglichkeit für Stadt und Land, sich zur Industrie zu bekennen, zum Thema Industrie zusammenzuarbeiten und damit auch Signal nach außen, an die Bevölkerung zu senden: Akzeptanz für Industrie ist eine wichtige Voraussetzung für Erfolg um weitere Entwicklung.“

Eine Vision für die Industrie am Wirtschaftsstandort Kiel

Der Industriepolitische Dialog ist seit über 5 Jahren die Kommunikationsplattform der Branche in Kiel. Eine Besonderheit in der Landeshauptstadt ist, dass dafür die verschiedensten Akteur*innen regelmäßig von der KiWi  als Initiator, Vernetzer und Kommunikator an einen Tisch geholt werden: Die Landeshauptstadt Kiel, die IHK zu Kiel, der Dachverband DGB, die  IG Metall Kiel-Neumünster, der Unternehmensverband Kiel, die Kieler Wirtschaftsförderung und die zahlreichen Industrieunternehmen am Standort wollen als gebündelte Initiative die Rahmenbedingungen und Standortfaktoren für die Industrie in Kiel zukunftsfähig verbessern.

Im Rahmen des Industriepolitischen Dialogs wurde gemeinsam mit Unternehmer*innen und Betriebsräten erstmalig ein Visionsprozess durchgeführt. Das Ergebnis sind zwei thematische Schwerpunkte mit großem Zukunftspotenzial und fünf Handlungsfelder, die bei der 1. Kieler Industriekonferenz in großem Kreis diskutiert und weiterentwickelt werden.

„Kiel ist ein Industriestandort. Auch wenn der Dienstleistungssektor mit großem Abstand vor der Industrie den größten Teil der Wertschöpfung erwirtschaftet: Industrie prägt Kiel und sorgt für gute und gut bezahlte Arbeit sowie Aufträge bei zahlreichen Diensteistern in der Stadt und der Region. Das Verarbeitende Gewerbe hat in den vergangenen Jahren viele neue Arbeitsplätze geschaffen. Mit der Industriekonferenz leistet der Industriepolitische Dialog einen weiteren wichtigen Beitrag. Ich bin froh, dass wir in Kiel dieses Gremium etabliert haben und sehr vertrauensvoll mit der Wirtschaft und den Gewerkschaften an der Entwicklung und Stärkung des Industriestandortes arbeiten“, betonte der Oberbürgermeister Dr. Ulf Kämpfer auf der Konferenz.

Zwei Visionsschwerpunkte, fünf Handlungsfelder

Zwei zentrale Themen sollen noch mehr in den Fokus genommen werden: Die Zukunft der Industrie steht für Mobilität und Energie sowie für Sicherheit und Digitalisierung. Hier hat Kiel schon heute starke Kompetenzen und Ressourcen, die in Zukunft ausgebaut und mit neuen Technologien in Verbindung gebracht werden können. Bei der Entwicklung von Maßnahmen wurden für die Zukunft außerdem fünf Handlungsfelder besonders herausgestellt: Nachhaltigkeit, Innovation, Wirtschaftsflächen, Marketing für die Industrie am Standort und der Dialog der Initiator*innen als Kommunikationsplattform. „Eine zukunftsfähige Industriepolitik sollte als Querschnittsaufgabe verstanden werden, im Zusammenspiel mit einer angebotsorientierten Entwicklung von Wirtschaftsflächen, einer modernen Mobilitätspolitik sowie einer industriefreundlichen Energie-, Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik der Kommune und der Landesregierung“, verdeutlichte Werner Kässens, Kieler Wirtschaftsförderung.

Die Industrie in der Landeshauptstadt

Der Industrie kommt für eine zukunftsfähige Wirtschaftsstruktur in Kiel insgesamt eine hohe Bedeutung zu. „Wir finden hier insbesondere qualifizierte und gut entlohnte Arbeitsplätze mit Tarifverträgen, Innovationen und Wettbewerbsfähigkeit vor und somit auch höhere Steuereinnahmen und eine gute Auftragslage im Mittelstand“, so Stephanie Schmoliner, Geschäftsführerin der IG Metall Kiel-Neumünster.
Etwa 17 Prozent der Bruttowertschöpfung in Kiel werden vom produzierenden Gewerbe erwirtschaftet. Die Bedeutung der Industrie für den Wirtschaftsstandort Kiel ist auch deshalb groß, weil europäische Studien bestätigen, dass ein Arbeitsplatz in der Industrie bis zu drei Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor indusziert. Rund 1.000 Unternehmen mit über 17.000 Beschäftigten gehören in Kiel zum produzierenden Gewerbe. Schwerpunkte liegen in der Landeshauptstadt in der Verteidigungsindustrie, der maritimen Wirtschaft, der Bahntechnik, dem Maschinenbau und der Gesundheitswirtschaft.

Bedeutung der Verteidigungsindustrie

Einen besonderen Schwerpunkt des produzierenden Gewerbes bildet in Kiel die Verteidigungsindustrie mit rund 5.300 Industriearbeitsplätzen – das entspricht 71% aller in Schleswig-Holstein in dieser Branche Beschäftigten. Die wehrtechnischen Geschäftsaktivitäten dieser Unternehmen, die in den letzten 20 Jahren sehr erfolgreich viele technologisch fortgeschrittene und auf die aktuellen Einsatzanforderungen abgestimmte neue Produkte entwickelt und auf den Markt gebracht haben, sind weit gefächert. Die Branche ist international wettbewerbsfähig und in einigen Branchenbereichen Marktführer, beispielsweise dem U-Boot-Bau, den gepanzerten Fahrzeugen, der Kommunikation und Navigation. Der Exportanteil am Umsatz beträgt rund 50 bis 70 Prozent.

Bekenntnis zu einer Branche mit Tradition und technologischem Fortschritt

Die Verteidigungsindustrie wird vor dem geopolitischen Hintergrund in Europa eine ganz zentrale Bedeutung bekommen. Sie ist eine komplexe Hochtechnologiebranche, die sich aus Systemfirmen, für Landsysteme, Luft- und Raumfahrt sowie Marineschifffahrt und -technik zusammensetzt. Auch Komponentenlieferanten arbeiten an hochkomplexen Teilsystemen. Diese Voraussetzungen bringen einen hohen Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften mit sich, vor allem im MINT-Bereich. Kiel als Standort mit vier Hochschulen und etwa 36.000 Studierenden – als Fachkräften von morgen – und vier regionalen Berufsbildungszentren ist deshalb prädestiniert für einen zukunftsweisenden Technologie- und Wissenstransfer, der großes Potenzial birgt.

Handlungsempfehlungen für die Verteidigungsindustrie in Kiel

Für den Ausbau der Verteidigungsindustrie in Kiel und zur weiteren Ansiedlung von Unternehmen und damit Arbeitsplätzen braucht es auf Seiten des Landes Schleswig-Holstein, der Landeshauptstadt Kiel, der Verbände und Gewerkschaften, der Hochschulen und der Unternehmen ein klares Bekenntnis zur Zukunft der Verteidigungsindustrie am Standort. Interessenvertretungen auf Landesebene und die Berücksichtigung der Branche in der Ansiedlungsstrategie und Flächenentwicklung von Land und Stadt sind zu fördern. Hochschulen und Unternehmen sollten Formate vorantreiben, in denen ein Austausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zugunsten von Innovationsprojekten stattfinden kann. Für Unternehmen geht es jetzt darum, die eigene Anpassungs- und Innovationsfähigkeit auszubauen und offen zu sein für die Transformationsprozesse unserer Zeit.

Die Initiator*innen des Industriepolitischen Dialogs bekennen sich ebenfalls klar zur Verteidigungsindustrie und sehen ein großes Zukunftspotenzial für den Wirtschafts- und Arbeitsstandort Kiel.

 

 

Quelle: Gemeinsame Pressemitteilung Landeshauptstadt Kiel, KiWi, Kieler Wirtschaftsförderung, IHK zu Kiel, Unternehmensverband Kiel e.V., IG Metall Kiel-Neumünster, DGB, IGBCE vom 06.10.2022