Unterzeichnung der „Kieler Erklärung“ - Industrie-politischer Dialog in Kiel
Am Vormittag besiegelten Kiels Oberbürgermeister Dr. Ulf Kämpfer, Jörg Orlemann von der IHK zu Kiel und die beiden Gewerkschaftsvertreter Peter Seeger und Frank Hornschu sowie der Kieler Wirtschaftsförderer Werner Kässens die „Kieler Erklärung“ mit ihrer Unterschrift bei den Walterwerken in Kiel. Startschuss für ein Arbeitsprogramm zur Stärkung der Kieler Industrie für die nächsten Jahre.
Die Initiatoren haben den Industriepolitischen Dialog (IPD) ins Leben gerufen, um das Netzwerk des produzierenden Gewerbes am Standort auszubauen. Mit der „Kieler Erklärung“ zum IPD legen die Akteure – darunter die ersten 20 Kieler Unternehmen - die Ziele und Handlungsfelder des Dialogs für die Zukunft fest.
„Mit dem industriepolitischen Dialog bekennt die Landeshauptstadt sich zu ihrer Industrie. Als Industrie- und Handelskammer begrüßen wir dieses Bekenntnis ausdrücklich, denn es fördert die Attraktivität Kiels als Industriestandort. Zugleich wirken wir zusammen mit den Gewerkschaften gern beim Industriepolitischen Dialog mit, um gemeinsam die Standortschwächen zu beseitigen, die die Entwicklung der hiesigen Industrieunternehmen behindern.“, begründet Jörg Orleman, Hauptgeschäftsführer das Engagement der IHK zu Kiel im Bündnis.
Der Oberbürgermeister Dr. Ulf Kämpfer freut sich, dass mit der Kieler Erklärung ein wichtiges Zwischenziel des Industriepolitischen Dialogs erreicht wurde. „Nun wird es in den kommenden Monaten und Jahren darum gehen, die hier aufgeführten Maßnahmen zur Stärkung des produzierenden Gewerbes umzusetzen und weiterzuentwickeln. Denn die Industrie ist nach wie vor von zentraler Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung der Landeshauptstadt.“, so Kämpfer.
Die drei zentralen Handlungsfelder: Infrastruktur/Gewerbeflächen, Arbeits- und Ausbildungsmarkt sowie Image/Profilbildung der Erklärung wurden unter Berücksichtigung der Ergebnisse aus einer Unternehmensbefragung der Landeshauptstadt Kiel identifiziert. Daraus erarbeiteten die Teilnehmer des IPD insgesamt sieben Leitprojekte mit entsprechenden Maßnahmen.
Ein bedeutsames Thema sind die Gewerbeflächen. „Die größte Immobilienmesse Expo Real in München zeigte wieder einmal wie wichtig attraktive Flächen für Industrie und Ansiedlungen sind“, betonte Werner Kässens, Geschäftsführer der Kieler Wirtschaftsförderung, „daher ist im erfolgreichen Wettbewerb der Regionen eine angebotsorientierte Entwicklung und Vermarktung von Gewerbeflächen für das produzierende Gewerbe notwendig.“ Diese Umsetzung setzt unter anderem eine ausreichende Landesfinanzierung und eine notwendige Schnelligkeit in der Flächenentwicklung voraus. Ein sehr erfolgreiches Beispiel hierfür ist das interkommunale Gewerbegebiet Melsdorf.
Um wettbewerbsfähig zu bleiben, ist ein weiteres entscheidendes Ziel, die Voraussetzungen für einen Ausbau an wissensintensiven Industriearbeitsplätzen zu schaffen. Der Strukturwandel zur „Industrie der Zukunft“ stellt Kiel vor neue Herausforderungen. In wissensintensiven Dienstleistungen und im Gewerbe liegt der Anteil der Beschäftigten über dem EU-Durchschnitt. Der Verlust an traditioneller industrieller Substanz der letzten Jahrzehnte konnte teilweise durch die Entwicklung wissensbasierter Industriebranchen kompensiert werden.
Auch die Profil- und Imagebildung der Branche ist ein wichtiges Anliegen des IPD. Um sich im Wettbewerb der Regionen deutlicher positionieren zu können und eine positive Wahrnehmung der Branche regional, überregional und international zu erreichen, soll die Wirtschaftsstruktur durch Branchen- und Themenschwerpunkte sowie innovative Produkte hervorgehoben werden - eingebettet in eine Standortmarketingstrategie für Kiel mit einer darauf aufbauenden Imagekampagne.
„Die KiWi wird daher im Rahmen des Standortmarketings die Zukunftsfähigkeit der Industrie gemeinsam mit den Kieler Unternehmen stärker herausstellen“, so Kässens.
„Die IG Metall hat im August 2014 den Kieler Appell gestartet. Unser damaliges Ziel, die Bedeutung der Industrie für Kiel öffentlich zu machen und zu stärken, ist jetzt durch den industriepolitischen Dialog erreicht worden. Allen ist jetzt klar, nur Dienstleistung und Kiel Sailing City reichen für die Zukunft nicht aus. Im verarbeitenden industriellen Gewerbe sind heute weit über 11000 Arbeitsplätze vorhanden. Die Beschäftigten erwarten mehr Sicherheit für Ihre Jobs und mehr Zukunftsorientierung auf den industriellen Bereich. Sichere Arbeitsplätze, gute Bezahlung, Ausbildungsvernetzung und neue Gewerbeflächen sind dabei die vorrangigen Ziele. Die Tarifpolitik der IG Metall wird sich diesen Themen noch stärker annehmen“, sagte Peter Seeger, Geschäftsführer der IG Metall Kiel-Neumünster.
Auch Frank Hornschu, Vorsitzender der DGB Kiel Region sieht die Einflussnahme auf den Wandel im industriellen und gewerblich-produzierenden Bereich für die Beschäftigungsentwicklung von hoher Bedeutung. „Jeder Arbeitsplatz in diesem Segment zieht zwei bis vier Arbeitsplätze im Bereich der Dienstleistung und der Logistik nach sich. Dies stärkt unsere Region. Zudem werden hier Beschäftigungs- und Karrierechancen für die Absolvent/innen der exzellenten Bildungseinrichtungen - den Regionalen Bildungszentren, der Fachhochschule, der technischen Fakultät und der Christian-Albrechts-Universität insgesamt - eröffnet“, so Frank Hornschu, Vorsitzender der DGB Kiel Region.
Gemeinsam geht es nun in die konkrete Maßnahmenumsetzung und Aufgabenverteilung.
Hintergrund
Kiel hat in den vergangenen Jahrzehnten einen Strukturwandel vom traditionellen Industriestandort zum innovativen Wirtschaftsstandort in den Bereichen Produzierendes Gewerbe und Dienstleistungen vollzogen. In der Landeshauptstadt hat sich die Bruttowertschöpfung (BWS) des Verarbeitenden Gewerbes in den letzten Jahren positiv verändert: Im Vergleich zum Jahr 2000 ist die BWS von 977 Mio. € auf 1.057 Mio. € im Jahr 2013 gestiegen (+8,5 %). Allerdings ist der Anteil des Verarbeitenden Gewerbes an der BWS insgesamt von 13,7% (2000) auf 11,7% (2013) zurückgegangen. Zudem lag die Wertschöpfungsintensität pro Erwerbstätigen in diesem Zeitraum über dem Bundesdurchschnitt (2000= 63.776 €, 2013 = 79.666 €; zum Vergleich: Deutschland 2000 = 55.554 €, 2013 = 75.441 €).
Die Kieler Industriebetriebe haben sich mit ihren spezialisierten und qualitativ hochwertigen Produkten im nationalen und internationalen Wettbewerb positioniert. Hierunter befinden sich zahlreiche moderne, leistungsfähige Betriebe. Die Industrie ist nach wie vor ein wichtiger Motor der regionalen Wirtschaft, da sie für andere Branchen ein Absatzmarkt sowie eine Drehscheibe für Wertschöpfung ist. In der engen Zusammenarbeit schafft sie zugleich den Nährboden für einen dynamischen Dienstleistungssektor mit hoher Wertschöpfung.
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KiWi, Kieler Wirtschaftsförderungs- und Strukturentwicklungs GmbH
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