Schneller zur bestmöglichen Behandlung: Exoprothesennetz.SH verbessert Versorgung amputierter Menschen

Neues bundesweit einzigartiges Exoprothetik-Netzwerk aus Schleswig-Holstein sorgt für optimierte, ganzheitliche Versorgung von Menschen mit Amputationen über den gesamten Behandlungsweg

Damit Menschen, die sich einer Amputation unterziehen müssen, künftig über den gesamten Behandlungsweg zuverlässig die bestmögliche Versorgung erhalten, haben sich 26 Unternehmen und Institutionen aus Kiel und Schleswig-Holstein im Exoprothesennetz.SH zusammengeschlossen. Die gesamte Prozesskette an Leistungserbringern mit ihren breit gefächerten Kompetenzen ist in dem neuen Netzwerk vertreten: Orthopädietechnik, Softwareentwicklung, additive Fertigung (3D-Druck), Gesundheitsmanagement und spezialisierte Rehabilitation ebenso wie Fachkliniken, Forschungseinrichtungen, Pflegeeinrichtungen und Interessensvertretungen.

Die Idee für das Netzwerk entstand bereits vor mehreren Jahren im Austausch zwischen Unternehmen aus der Branche, Kliniken und Nachsorgeeinrichtungen. Von Beginn an dabei war Klaus Wiese, Geschäftsführer des Orthopädietechnikunternehmens OT-Kiel: „Wir erleben es regelmäßig, dass Amputationspatientinnen und -patienten zu Beginn dieses neuen physisch herausfordernden und psychisch häufig sehr belastenden Lebensabschnitts immer wieder Gefahr laufen, sich aufzugeben. Und das, obwohl Lösungsmöglichkeiten bestehen und wir hier in der Region alle Leistungsträger für eine bestmögliche Versorgung haben. Dies hat mich auch persönlich immer wieder angetrieben, die Idee voranzubringen und nun mit der professionellen Unterstützung durch Dr. Andreas Borchardt und Stephan Büchler von der KiWi Kieler Wirtschaftsförderung das Exoprothesennetz.SH zu formieren.“

Anfang November hat das aus Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie im Rahmen des Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) geförderte Netzwerk seine Projektarbeit aufgenommen. Das Exoprothesennetz.SH soll als zentraler Ansprechpartner für Betroffene die Anlaufstelle bei allen Fragen zu medizinischen Problemen, körperlichen Beschwerden und prothetischen Lösungen sein und patientenindividuelle Behandlungspfade aufzeigen. Mit einem auf den jeweiligen Bedarf abgestimmten Angebot der Netzwerkpartner wird der Patient im gesamten Verlauf der Behandlung so unterstützt, dass eine optimale und ganzheitliche Versorgung sichergestellt ist.

„Mit dem Exoprothesennetz.SH ist ein leistungsfähiges Netzwerk in Schleswig-Holstein aufgebaut worden, das eine neue Qualität der Patientenversorgung ermöglicht. Gleichzeitig bietet es den Netzwerkpartnern eine Plattform für die Initiierung von Forschungs- und Entwicklungsprojekten zur Entwicklung neuer Verfahren und innovativer orthopädischer Hilfsmittel“, so Dr. Andreas Borchardt, Netzwerkcoach und Mitglied der Projektleitung bei der KiWi. „Daraus ergeben sich wertvolle Chancen zur Steigerung ihrer Wettbewerbsfähigkeit.“

Auch für Dr. med. Thomas Fischer, leitender Arzt am Kieler Lubinus Clinicum, liegen die Vorteile des Netzwerks auf der Hand. „Nach der Operation beginnt für den Patienten eine Zeit mit manchmal erheblichen Problemen“, weiß der Facharzt für Orthopädie aus seiner täglichen Praxis. „Eine Betreuung seitens der Klinik ist hier nur schwer möglich. Es ist an der Zeit, dass eine stabile Struktur zur Behandlung und Langzeitbetreuung von Extremitätenamputierten geschaffen wird. Die gute Vorbereitung auf den Eingriff und die intensive Betreuung durch ein Netzwerk von Betroffenen und Fachleuten lassen den Patienten nicht alleine stehen.“

Für Werner Kässens, Geschäftsführer der KiWi, bietet das neue Netzwerk nicht nur Betroffenen Vorteile, sondern auch der Wirtschaftsregion: „Das Exoprothesennetz ist bundesweit einmalig. Wir zeigen damit, welche Stärken Kiel in der Gesundheitswirtschaft hat. Als Wirtschaftsförderer geht es uns um die Innovationsstärke dieser wachsenden Zukunftsbranche und um die Sichtbarkeit einer unglaublich wichtigen Kernkompetenz in der Patientenbehandlung.“

Die Netzwerkpartner aus Kiel und Umgebung haben sich zum Ziel gesetzt, amputierten Menschen über den Aufbau des interdisziplinären Prothesennetzwerks zu einer bestmöglichen Mobilität zu verhelfen und sie zu motivieren, verstärkt am Alltag teilzuhaben. Schleswig-Holstein und insbesondere die Landeshauptstadt Kiel bieten sich als Ausgangspunkt für den Aufbau eines solchen Exoprothesennetzwerks besonders an, da es hier herausragende Stärken in der der Orthopädie und der Orthopädietechnik sowie in entsprechenden Forschungseinrichtungen gibt.

Angesichts der steigenden Anzahl von Diabeteserkrankungen, die die Hauptursache für Amputationen in Deutschland darstellen, werden diese Bereiche zukünftig noch stark an Bedeutung gewinnen. Bereits jetzt gibt es hierzulande mehr als sechs Millionen von der Krankheit Betroffene. Jährlich kommen etwa 300.000 Patienten hinzu. Untersuchungen belegen, dass 50 bis 70 Prozent aller Amputationen der unteren Extremität Folge diabetischer Stoffwechselstörungen sind.

Die zunehmende Anzahl der Betroffenen und deren steigende Erwartungen an eine leistungsstarke, patientenzentrierte orthopädietechnische Versorgung machen es aus Sicht des Netzwerkmanagers Stephan Büchler notwendig, die Qualität und die Effizienz des heutigen Systems zu verbessern. „Genau hier setzt das Innovationsnetzwerk an“, erklärt Büchler, der als gelernter Orthopädietechniker, Prothesenträger und Leistungssportler die unterschiedlichen Perspektiven auf die Thematik aus erster Hand kennt. Frisch amputierte Menschen oder solche, denen eine Amputation noch bevorsteht, haben naturgemäß einen hohen Informations- und Aufklärungsbedarf. Heutzutage müssen Betroffene und deren Angehörige oftmals in mühevoller Eigeninitiative recherchieren, wo sie eine für sie bestmöglich passende weiterführende Betreuung durch Mediziner, Psychologen, Therapeuten oder Versorgern erhalten und in ihrem näheren Umfeld Unterstützung finden. „Unser Netzwerk bietet den ratsuchenden Patienten Unterstützung in jeglichen Aspekten ihrer Behandlung. Durch die Vernetzung der verschiedenen Disziplinen bietet sich den Patienten ein breites Spektrum an Hilfestellungen über eine zentrale Anlaufstelle“, erklärt Büchler.

Das deutschlandweit einzigartige Exoprothesennetzwerk sorgt für eine systematische Vernetzung der Leistungserbringer vom Hausarzt über die Fachklinik, den Orthopädietechniker, den Physiotherapeuten, den Psychologen und das Reha-Zentrum bis hin zur Gehschule. Dadurch ergeben sich für Betroffene und an der Versorgung Beteiligte erhebliche Chancen auf die Verbesserung der Versorgungsqualität in der Behandlung und Nachsorge – und damit auf die Verbesserung der Lebensqualität der Patienten.

Informationen zum Angebot und zur Arbeit des Netzwerks erhalten Betroffene und deren Angehörige ebenso wie interessierte Unternehmen bei Netzwerkmanager Stephan Büchler unter E-Mail: @email oder Telefon: 0175 / 8902824.

 


Das Exoprothesennetz.SH wird gefördert durch: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.

Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM):
Das ZIM ist ein bundesweites, technologie- und branchenoffenes Förderprogramm für mittelständische Unternehmen und mit diesen zusammenarbeitenden wirtschaftsnahen Forschungseinrichtungen. Mit dem ZIM sollen die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen nachhaltig unterstützt und damit ein Beitrag zu deren Wachstum verbunden mit der Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen geleistet werden.

 

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KiWi, Kieler Wirtschaftsförderungs- und Strukturentwicklungs GmbH
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