Geowissenschaften erhalten nachhaltigen Institutsneubau

An der Kieler Olshausenstraße entsteht ein hochtechnischer Neubau mit Geotechnikum für das Institut für Geowissenschaften der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU). Damit werden Forschung und Lehre zu Klimaveränderungen, Küstenentwicklung und zur nachhaltigen Nutzung von Georessourcen und deren Schutz gestärkt. Insgesamt fließen mehr als 75 Millionen Euro in den Komplex, der unter der Leitung der Gebäudemanagement Schleswig-Holstein AöR (GMSH) entsteht. Das Land Schleswig-Holstein trägt davon fast 70 Millionen Euro aus dem Infrastrukturmodernisierungsprogramm IMPULS. Die CAU investiert weitere 5,8 Millionen Euro in die Ersteinrichtung und in die Silber-Zertifizierung nach dem Bewertungssystem für nachhaltiges Bauen (BNB), die das neungeschossige Gebäude erhalten soll. Heute (2. März 2020) legten Finanzministerin Monika Heinold, Wissenschafts-Staatssekretär Dr. Oliver Grundei, CAU-Präsident Professor Dr. Lutz Kipp, Dekan Professor Dr. Frank Kempken und Professor Dr. Thomas Meier den Grundstein für das neue Forschungsgebäude. Die Fertigstellung ist für Frühjahr 2023 geplant. Der Neubau ersetzt das abgängige Institutsgebäude auf dem Angergelände.

„Unser Infrastrukturmodernisierungsprogramm IMPULS macht diesen komplexen Neubau möglich. Hier gehen Forschung und Lehre Hand in Hand. Die Geowissenschaften sind mit den Themen Klimaveränderungen, Küstenentwicklung und Ressourcenschutz aktueller und gefragter denn je. Es ist daher nur konsequent, dass auch das Gebäude selbst einen Beitrag zum Klimaschutz leistet“, sagte Finanzministerin Monika Heinold.

„Dieser fulminante und hochmoderne Institutsneubau wird den Forscherinnen und Forschern ein inspirierendes Zuhause bieten, um weiterhin exzellente Forschung und Lehre zu erbringen“, sagte Wissenschafts-Staatssekretär Dr. Oliver Grundei.

CAU-Präsident Professor Lutz Kipp dankte allen Beteiligten für die außergewöhnlich gute Zusammenarbeit bei dem Projekt. Herausgekommen sei „ein moderner Tempel der Spitzenforschung und -lehre, der weit über Kiel hinausstrahlen wird. Das Anger-Gelände und die neuen Geowissenschaften stehen damit stellvertretend für den Aufbruch, der die CAU in den letzten Jahren erfasst hat. In ein paar weiteren Jahren wird hier am Westring dann eines der modernsten Zukunftslabore des Landes stehen.“

„Dieser Neubau ist unsere größte Baustelle in Schleswig-Holstein und gleichzeitig ein städtebaulicher und hochbaulicher Meilenstein für eine Neuentwicklung des CAU-Campus“, sagte GMSH-Geschäftsführer Frank Eisoldt.

Neben der Institutsverwaltung werden in dem Neubau 12 der 15 geowissenschaftlichen Arbeitsgruppen an der CAU untergebracht. Die Arbeitsgruppen haben  unterschiedliche Flächenbedarfe und spezifische Anforderungen an ihre Labore. Zudem mussten die Voraussetzungen für die fächerübergreifende Zusammenarbeit in den  Forschungsschwerpunkten Marine Geowissenschaften und Angewandte Geowissenschaften geschaffen werden. Deshalb erhält das Institut größtmögliche Flexibilität, um sowohl geschossweise wechselnde Verhältnisse von Labor- zu Büroflächen als auch Funktionszusammenhänge umzusetzen.

„Die interdisziplinär arbeitende Sektion Geowissenschaften untersucht die Entwicklung des Systems Erde auf unterschiedlichen zeitlichen und räumlichen Skalen und leistet so wichtige Beiträge zu den Themen Klimawandel, Energiewende und Ressourcenknappheit. Mit dem Neubau, der in seiner Anmutung an einen geschliffenen Edelstein erinnern mag, erhalten die Geowissenschaften die dringend benötigte Basis für Forschung und Lehre in den kommenden Jahrzehnten“, sagte Professor Dr. Frank Kempken, Dekan der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät.

„Die große Bandbreite der am Institut für Geowissenschaften verwendeten Methoden stellt extrem hohe Anforderungen an Planung, Bau und Betrieb eines solchen Gebäudes. Hier wird kein Standard-Büro- oder -Laborgebäude errichtet, sondern ein hochspezialisiertes, hochmodernes Forschungs- und Lehrgebäude. Großformatige Versuchsaufbauten, Gesteinspressen, die eine hohe Standfestigkeit benötigen, schmutzintensive Säge- und Schlämmarbeiten an Gesteinsproben sowie hochsensible chemische Analytik, die teils unter Reinraumbedingungen stattfindet, müssen störungsfrei nebeneinander betrieben werden können. Besonders stolz sind wir darauf, dass dank des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur zusätzlich der Bau eines Geotechnikums ermöglicht wurde und damit ein deutschlandweit einzigartiges Labor für großskalige Versuchsaufbauten aus dem Bereich der angewandten Geowissenschaften am Standort Kiel realisiert werden kann“, betonte Professorin Dr. Birgit Schneider, vertreten durch Professor Dr. Thomas Meier .

Das neue Institutsgebäude wird über 7.100 Quadratmeter Nutzfläche verfügen. Das Untergeschoss und das Erdgeschoss bilden den Gebäudesockel, der das Grundstück fast vollständig ausfüllt. In diesem Sockel werden unter anderem Sonderlabore, Werkstätten und Lagerräume für die Gesteinssammlung entstehen. Das an den Eingangsbereich im Erdgeschoss anschließende Foyer führt über eine breite Treppe ins erste Obergeschoss und dient als Kommunikations-, Präsentations- und Aufenthaltsbereich. Im ersten Obergeschoss befinden sich Seminar- und große Trockenpraktikumsräume. Dort werden auch das Prüfungsamt und studentische Arbeitsplätze untergebracht. Im zweiten bis fünften Obergeschoss entstehen um das lichtdurchflutete Atrium an den westlichen Längsseiten Labore und Nasspraktikumslabore an der östlichen Längsseite und an den Stirnseiten Büros. Im sechsten Obergeschoss werden unter anderem metallfreie Reinraumlabore eingerichtet. Das oberste Geschoss entsteht als Technikgeschoss. Auf dem Dach wird eine Photovoltaikanlage installiert.

Das zweigeschossige Geotechnikum schließt sich direkt an den Gebäudesockel des Institutsgebäudes an und wird über 860 Quadratmeter Nutzfläche verfügen. In der Versuchshalle entstehen für mesoskalige Versuche unter anderem zwei Thermokonstantbereiche, eine Versuchsgrube (6m x 3m x 3m), ein Spannfeld und eine Röntgenkammer.

 

Quelle:
Christian-Albrechts-Universität
Claudia Eulitz
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Headerbild: 
Visualisierung des Neubaus für die Geowissenschaften / Grafik: Nickl & Partner